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Tipps, Vermischtes:

Mit Regina im Gespräch (17.12.2017)

Ein Interview der Patchworkgilde

    Im Herbst 2017 hat die Patchworkgilde ein Interview mit mir in der Mitgliederzeitschrift veröffentlicht. Zu diesem Zweck mußte der Text freilich stark gekürzt werden. Für Neugierige erscheint hier das ungekürzte Gespräch:

"Wer im Internet auf der Suche nach guten Vorlagen für Paper-Piecing ist, trifft unweigerlich immer wieder auf den Namen Regina Grewe. In der letzten Ausgabe unserer Zeitschrift hat sie die Anleitung für den Städtequilt München zur Verfügung gestellt. Jetzt hatten wir Gelegenheit, sie in einem Interview näher kennenzulernen.

Wie bist du zum Quilten gekommen?

Bei einem Besuch in Amerika sah ich auf einem Campingplatz Frauen, die gemeinsam an einem großen Objekt nähten. Ich war neugierig, nahm mir ein Herz und sprach sie in meinem besten Schulenglisch an: "Was macht Ihr da?" Begeistert erklärten sie mir ihre gemeinschaftliche Arbeit an einem Hochzeitsquilt.

Lone Star

Von diesem Tag an war der Wunsch, selbst einen Quilt zu herzustellen, in meinem Hinterkopf. Es hat dann aber noch 30 Jahre gedauert, bis ich 1999 Zeit und Gelegenheit fand, einen Patchworkkurs zu besuchen. (Das war damals ein "Lone Star" - nicht unbedingt ein Anfängerprojekt, aber er wurde fertig. zur Seite Hier zu sehen in meiner Galerie.)

Von da an gab es kein Halten mehr!

Welche Quilttechnik nutzt Du am liebsten?

Meine große Leidenschaft ist seit über 10 Jahren das "Nähen auf Papier" (auch foundation piecing, paper piecing oder kurz PP genannt). Am liebsten übersetze ich Naturmotive wie Vögel, Blumen etc. in Vorlagen für das "Nähen auf Papier". Mit keiner anderen Nähtechnik lassen sich die kleinen Schnipsel, die z.B. einen Vogelfuß darstellen, so exakt zusammenfügen.

Schon immer bin ich zwei wegweisenden Impulsen gefolgt: erstens möchte ich Quilts - im weitesten Sinne - als textile Bilder gestalten und zweitens interessieren mich die technischen Aspekte von Patchwork. Ich bin von Haus aus sehr akribisch veranlagt, das passt hervorragend mit einer akkuraten Nähtechnik wie dem Nähen auf Papier zusammen.

Im Lauf der Jahre habe ich viele Methoden erlernt, z.B. appliziere ich auch gern von Hand oder benutze freie Schneidetechniken, aber immer bin ich zu meiner Lieblingstechnik "Nähen auf Papier" zurückgekehrt.

Wie hast du das Nähen auf Papier gelernt?

In erster Linie bin ich Autodidaktin. Als ich damit anfing, war das Internet noch in den Kinderschuhen und Kurse gab es auch kaum. Also habe ich mich durch Bücher gearbeitet.

Die interessanten Titel waren alle auf Englisch, also habe ich nebenbei meinen Vokalbelschatz erweitert. Das war später für die internationalen Kontakte und für meine englische Webseite nützlich.

Ansonsten: Ausprobieren, ausprobieren, ausprobieren. Bis heute lerne ich bei jedem Projekt dazu, denn jeder Block, jedes Motiv hat wieder neue Fallstricke und Herausforderungen. Es wird nie langweilig!

Und ich muss dazusagen: beim meinem ersten Nähen auf Papier, ohne weitere Anleitung (und ohne Hilfe aus dem Internet!) war ich manches Mal verwirrt und habe gesagt: das mache ich nie wieder! Deshalb kann ich jede Quilterin verstehen, die nach dem ersten Versuch aufgeben will. Ich möchte sie dennoch ermutigen, sich mit dieser vielseitigen Technik einmal genauer zu befassen. Es lohnt sich. Wenn man das Grundprinzip einmal verstanden hat, ist es ziemlich einfach.

Frecher Rabe

Was war dein erstes Muster für Nähen auf Papier?

Es fing ganz klein an. In einer Anleitung für einen Herbstquilt war ein Blöckchen, das mir nicht gefiel. Ich habe es durch einen eigenen Block mit einem zur Seite Raben ersetzt.

Dazu habe ich mir Rabenbilder angeschaut und eine schlichte Skizze gemacht. Die Konturen wurden zu Nahtlinien. Herausgekommen ist eine einfache, ziemlich eckige Gestalt mit einem gewissen Charme - den eigentlich alle papiergenähten Motive haben. Das hat mich angespornt, weitere Versuche zu unternehmen.

Wie erstellst Du die Nähvorlagen?

Bleistift und Papier habe ich inzwischen fast vollständig durch diverse Grafikprogramme auf meinem Computer ersetzt. Linien und Farben lassen sich mit einem Klick verändern, das ist praktisch und zeitsparend. Allerdings ist der PC kein Zauberstab - vom Bild bis zum fertigen Muster aus einzelnen Segmenten, mit Farbtabelle, Vorschaubildern usw. sind doch einige Arbeitsschritte nötig.

Tatsächlich ist es immer wieder eine Herausforderung, die Konturen der Natur in gerade Linien und vereinfachte Formen zu übersetzen. Aber das ist genau das, was mich lockt. Je kniffliger die Angelegenheit wird, desto intensiver bin ich bei der Sache und suche nach Mitteln und Wegen, möglichst elegant zum Ziel zu gelangen.

Eigentlich sind es sogar zwei Ziele: Das eine ist der schöne Motivblock, das andere seine gute Nähbarkeit. Wenn beides klappt, wenn die Blöcke angenehm und technisch sauber zu nähen sind und die Quilterin erfreuen, bin ich zufrieden.

Blitzkurs Bechertasse

 

Inzwischen habe ich nach all den Jahren so etwas wie einen "automatischen Blick". Wenn ich beispielsweise einen klassischen Block betrachte, erscheinen vor meinem geistigen Auge sofort die möglichen Segmente für das Nähen auf Papier.

Wer es einmal selbst versuchen möchte, kann sich den zur Seite Blitzkurs Bechertasse anschauen.

Was inspiriert dich? Woher nimmst Du Deine Ideen?

Ich liebe die Natur, ich bin gern im Garten oder mit dem Rad unterwegs. Immer ist meine kleine Kamera dabei und ich halte Landschaftsausschnitte, die mich ansprechen, und ihre Details damit fest. Das kann sowohl ein Gänseblümchen sein oder ein Stück Wanderweg oder ein Blick in den Regenwald.

Wie viele Muster hast Du schon entworfen und wie viele Quilts genäht?

Ich schätze mal, dass es alles in allem um die 300 einzelne Muster sind, die ich gezeichnet habe - von der Bechertasse bis zum kompletten Landschaftsquilt. Dazu zählen auch individuelle Vorlagen, die ich auf Anfrage entwerfe, und Muster für amerikanische Zeitschriften.

Abgesehen von den bisher unverarbeiteten Probeblöcken in meinen Schubkästen habe ich ungefähr 100 kleine und große Quilts selbst entworfen und genäht.

Quiltest Du von Hand oder mit der Maschine?

Ich quilte grundsätzlich mit der Maschine. Und zwar auch handapplizierte Quilts. Ich finde, dass Hand- und Maschinenarbeit sehr gut miteinander harmonieren können. Zum Nähen auf Papier passt das Maschinenquilten unbedingt. Dabei ist immer die erste Maßnahme das Quilten in der Naht, um die Konturen eines Motivs deutlich hervorzuheben. Das würde ich einer Einsteigerin immer empfehlen. Danach folgt das Freihandquilten auf dem Hintergrund der Blöcke und auch innerhalb der Motive.

Du unterrichtest auch?

Ja, seit 15 Jahren biete ich Kurse an. Nicht nur zum Nähen auf Papier, sondern auch zu anderen Themen. Ich mag es, mit Menschen zu arbeiten und unterrichte leidenschaftlich. Abgesehen davon sollen meine angehäuften Kenntnisse und Fertigkeiten nicht eines Tages mit mir vergehen. Darum vermittle ich in den Kursen so viele Informationen wie irgend möglich an die Teilnehmerinnen. Der Name zur Seite Intensivkurs ist Programm! Ferner beantworte ich gern Fragen und helfe weiter.

Überhaupt haben viele Aspekte meiner Tätigkeit mit Menschen zu tun. Ob es nun um das Thema eines Quilts geht, oder um Gemeinschaftsprojekte, Spendenaktionen etc. - fast immer ist ein sozialer Aspekt dabei. Meine Webseite ermöglicht mir den Kontakt zu vielen Quilterinnen, es gibt immer wieder einen regen Austausch. Erst recht, wenn es mal wieder ein Mitnähmuster gibt.

Was ist denn ein Mitnähmuster?

Damit jede Quilterin das "Nähen auf Papier" risikolos ausprobieren kann, biete ich auf meiner Webseite zur Seite kostenlose Muster an. Nun ist es aber so, dass solche freien Muster gerne nur gesammelt werden und auf den Festplatten verstauben. Dafür habe ich sie aber nicht gemacht! Sondern zum Nähen. Um dazu ganz konkret anzuregen, stelle ich manchmal nur einen Teil einer Vorlage zum Herunterladen auf die Webseite. Wer mir dann ein Bild vom genähten Anfang schickt, erhält - ebenfalls kostenlos - die fehlenden Teile. (Beispiele für Mitnähmuster sind zur Seite Petrilla, zur Seite Findus und andere)

Unterm weiß-blauen Himmel

 

So ähnlich war es ja auch bei meinem Beitrag zur zur Seite Quiltigen Städtetour der Gilde: Gegen ein Bild vom genähten Block habe ich weitere freie Blöcke abgegeben. Wer dann ein kleines oder größeres Projekt fertig genäht hat, kann mir ein Foto schicken, das in der zur Seite Gästegalerie veröffentlicht wird.

Meinen Themenquilt "München" kannst Du zur Seite hier in der Galerie ansehen; die Blockvorlagen finden sich zur Seite hier.

Was ist sonst noch auf Deiner Webseite zu finden?

Das "Nähen auf Papier" ist meine große Leidenschaft. Und ich möchte es anderen Quilterinnen nahebringen und sie ermutigen, diese tolle Technik zu erlernen. Deswegen biete ich allerhand freie und käufliche Muster an. Jedes Jahr gibt es ein freies Frühlingsrätsel (Mystery) und regelmäßig neue Nähvorlagen. Ein Rundbrief informiert interessierte Leserinnen stets über neue Inhalte.

Wenn Du den Rundbrief abonnieren möchtest, schicke mir eine Mail Email.

Zu finden sind neben einem zur Seite Grundkurs zum Nähen auf Papier auch jede Menge zur Seite Tipps und Tricks rund um Patchwork und Quilten. Dazu eine umfangreiche zur Seite Gästegalerie, in der man sich Inspirationen holen kann und schließlich eine zur Seite Galerie mit meinen eigenen Arbeiten.

Und da mich auch immer die technische Seite des Nähens interessiert, habe ich im Lauf der Zeit einige praktische Dinge entwickelt, die das Nähen auf Papier erleichtern und angenehmer machen.

Zu finden zur Seite hier im Kleinen Laden.

Kannst Du ein Beispiel nennen?

Grundsätzlich sind für das Nähen auf Papier überhaupt keine speziellen Zutaten erforderlich. Eine Nähmaschine und normales Papier genügen durchaus. Allerdings sind die vorgedruckten Linien und die Position der Stoffe klarer zu erkennen, wenn man mit einem leichten zur Seite Papier und einer weißen zur Seite Unterlage arbeitet. Ein angenehmer, aber bezahlbarer Luxus.

Breathing Green Air
Regenwald 50 x 110 cm

 

Hast Du schon mal an einem Wettbewerb teilgenommen?

Da ich hauptsächlich zu meiner eigenen Freude quilte, reizt mich der Wettstreit nicht. Aber ich habe mich an internationalen Ausschreibungen beteiligt, meine Arbeiten sind in amerikanischen Büchern veröffentlicht. Einer der dazugehörigen Quilts, zur Seite Rock'n Roll Music, war auf dem großen Quiltfestival in Houston zu sehen, ein anderer Quilt, zur Seite Breathing Green Air, ist noch bis 2019 auf diversen Ausstellungen in den USA unterwegs.

Dieser Regenwaldquilt ist mit seinen mehr als tausend Stoffstückchen komplett auf Papier genäht. Er entstand nach Bildern einer wunderbaren Wanderung im Hoh-Regenwald im Nordwesten der USA. Die Umsetzung erforderte Geduld und alle meine Kniffe aus der Trickkiste. Der fertige Quilt spiegelt schließlich meine gefühlte Erinnerung wieder. Wenn er auch dem Betrachter einen Hauch dieser Stimmung vermittelt - perfekt.

Was hast Du in nächster Zeit vor?

Mir schweben noch einige Natur- und Landschaftsquilts vor, die ich gern in unterschiedlichen Techniken nähen möchte.

Ganz sicher werde ich meinem Thema der Papiernäherei noch eine Weile treu bleiben. Um es eines Tages zu einem Abschluß zu bringen, würde ich gern mein komplettes Wissen zum Thema Nähen auf Papier in Buchform fassen. Oder einen Videokurs dazu drehen. So ginge es nicht verloren und jede Quilterin könnte jederzeit darauf zugreifen und erleben, wieviel Spaß es machen kann, auf Papier zu nähen. Es lohnt sich, diese tolle Technik zu erobern!

Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose

 

Hast Du zum Schluß noch einen praktischen Tipp für die Papiernäherinnen?

Ein häufig genanntes Problem ist das Entfernen des Papiers. Für den zur Seite Rosenquilt habe ich Blöcke geschenkt bekommen, daran konnte ich einige Problemstellen erkennen.

Der Tipp dazu: sofort nach jeder Segmentnaht das Papier der Nahtzugaben und kleiner Felder in der Umgebung entfernen. Tut man das nicht, wird es im weiteren Verlauf so eingenäht, dass man nicht mehr drankommt.

Danke für die ausführlichen Antworten. Zum Schluss noch eine Frage: Würdest Du Dich als traditionelle oder moderne Quilterin einstufen?

Das würde man wohl traditionell mit einer sehr persönlichen Note nennen. Aber diese Unterscheidung ist für mich nicht von praktischer Bedeutung."

Interviewpartner:
Barbara Lange und Regina Grewe

 

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© Regina Grewe, Kamen
Letzte Änderung: 18.12.2017