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Tipps und TricksTipps, Vermischtes:Mit Regina im Gespräch (17.12.2017)Ein Interview der Patchworkgilde
"Wer im Internet auf der Suche nach guten Vorlagen für Paper-Piecing ist, trifft unweigerlich immer wieder auf den Namen Regina Grewe. In der letzten Ausgabe unserer Zeitschrift hat sie die Anleitung für den Städtequilt München zur Verfügung gestellt. Jetzt hatten wir Gelegenheit, sie in einem Interview näher kennenzulernen. Wie bist du zum Quilten gekommen? Bei einem Besuch in Amerika sah ich auf einem Campingplatz Frauen, die gemeinsam an einem großen Objekt nähten. Ich war neugierig, nahm mir ein Herz und sprach sie in meinem besten Schulenglisch an: "Was macht Ihr da?" Begeistert erklärten sie mir ihre gemeinschaftliche Arbeit an einem Hochzeitsquilt.
Welche Quilttechnik nutzt Du am liebsten? Meine große Leidenschaft ist seit über 10 Jahren das "Nähen auf Papier" (auch foundation piecing, paper piecing oder kurz PP genannt). Am liebsten übersetze ich Naturmotive wie Vögel, Blumen etc. in Vorlagen für das "Nähen auf Papier". Mit keiner anderen Nähtechnik lassen sich die kleinen Schnipsel, die z.B. einen Vogelfuß darstellen, so exakt zusammenfügen. Schon immer bin ich zwei wegweisenden Impulsen gefolgt: erstens möchte ich Quilts - im weitesten Sinne - als textile Bilder gestalten und zweitens interessieren mich die technischen Aspekte von Patchwork. Ich bin von Haus aus sehr akribisch veranlagt, das passt hervorragend mit einer akkuraten Nähtechnik wie dem Nähen auf Papier zusammen. Im Lauf der Jahre habe ich viele Methoden erlernt, z.B. appliziere ich auch gern von Hand oder benutze freie Schneidetechniken, aber immer bin ich zu meiner Lieblingstechnik "Nähen auf Papier" zurückgekehrt. Wie hast du das Nähen auf Papier gelernt? In erster Linie bin ich Autodidaktin. Als ich damit anfing, war das Internet noch in den Kinderschuhen und Kurse gab es auch kaum. Also habe ich mich durch Bücher gearbeitet. Die interessanten Titel waren alle auf Englisch, also habe ich nebenbei meinen Vokalbelschatz erweitert. Das war später für die internationalen Kontakte und für meine englische Webseite nützlich. Ansonsten: Ausprobieren, ausprobieren, ausprobieren. Bis heute lerne ich bei jedem Projekt dazu, denn jeder Block, jedes Motiv hat wieder neue Fallstricke und Herausforderungen. Es wird nie langweilig! Und ich muss dazusagen: beim meinem ersten Nähen auf Papier, ohne weitere Anleitung (und ohne Hilfe aus dem Internet!) war ich manches Mal verwirrt und habe gesagt: das mache ich nie wieder! Deshalb kann ich jede Quilterin verstehen, die nach dem ersten Versuch aufgeben will. Ich möchte sie dennoch ermutigen, sich mit dieser vielseitigen Technik einmal genauer zu befassen. Es lohnt sich. Wenn man das Grundprinzip einmal verstanden hat, ist es ziemlich einfach.
Wie erstellst Du die Nähvorlagen? Bleistift und Papier habe ich inzwischen fast vollständig durch diverse Grafikprogramme auf meinem Computer ersetzt. Linien und Farben lassen sich mit einem Klick verändern, das ist praktisch und zeitsparend. Allerdings ist der PC kein Zauberstab - vom Bild bis zum fertigen Muster aus einzelnen Segmenten, mit Farbtabelle, Vorschaubildern usw. sind doch einige Arbeitsschritte nötig. Tatsächlich ist es immer wieder eine Herausforderung, die Konturen der Natur in gerade Linien und vereinfachte Formen zu übersetzen. Aber das ist genau das, was mich lockt. Je kniffliger die Angelegenheit wird, desto intensiver bin ich bei der Sache und suche nach Mitteln und Wegen, möglichst elegant zum Ziel zu gelangen. Eigentlich sind es sogar zwei Ziele: Das eine ist der schöne Motivblock, das andere seine gute Nähbarkeit. Wenn beides klappt, wenn die Blöcke angenehm und technisch sauber zu nähen sind und die Quilterin erfreuen, bin ich zufrieden.
Was inspiriert dich? Woher nimmst Du Deine Ideen? Ich liebe die Natur, ich bin gern im Garten oder mit dem Rad unterwegs. Immer ist meine kleine Kamera dabei und ich halte Landschaftsausschnitte, die mich ansprechen, und ihre Details damit fest. Das kann sowohl ein Gänseblümchen sein oder ein Stück Wanderweg oder ein Blick in den Regenwald. Wie viele Muster hast Du schon entworfen und wie viele Quilts genäht? Ich schätze mal, dass es alles in allem um die 300 einzelne Muster sind, die ich gezeichnet habe - von der Bechertasse bis zum kompletten Landschaftsquilt. Dazu zählen auch individuelle Vorlagen, die ich auf Anfrage entwerfe, und Muster für amerikanische Zeitschriften. Abgesehen von den bisher unverarbeiteten Probeblöcken in meinen Schubkästen habe ich ungefähr 100 kleine und große Quilts selbst entworfen und genäht. Quiltest Du von Hand oder mit der Maschine? Ich quilte grundsätzlich mit der Maschine. Und zwar auch handapplizierte Quilts. Ich finde, dass Hand- und Maschinenarbeit sehr gut miteinander harmonieren können. Zum Nähen auf Papier passt das Maschinenquilten unbedingt. Dabei ist immer die erste Maßnahme das Quilten in der Naht, um die Konturen eines Motivs deutlich hervorzuheben. Das würde ich einer Einsteigerin immer empfehlen. Danach folgt das Freihandquilten auf dem Hintergrund der Blöcke und auch innerhalb der Motive. Du unterrichtest auch? Ja, seit 15 Jahren biete ich Kurse an. Nicht nur zum Nähen auf Papier, sondern auch zu anderen Themen. Ich mag es, mit Menschen zu arbeiten und unterrichte leidenschaftlich. Abgesehen davon sollen meine angehäuften Kenntnisse und Fertigkeiten nicht eines Tages mit mir vergehen. Darum vermittle ich in den Kursen so viele Informationen wie irgend möglich an die Teilnehmerinnen. Der Name Überhaupt haben viele Aspekte meiner Tätigkeit mit Menschen zu tun. Ob es nun um das Thema eines Quilts geht, oder um Gemeinschaftsprojekte, Spendenaktionen etc. - fast immer ist ein sozialer Aspekt dabei. Meine Webseite ermöglicht mir den Kontakt zu vielen Quilterinnen, es gibt immer wieder einen regen Austausch. Erst recht, wenn es mal wieder ein Mitnähmuster gibt. Was ist denn ein Mitnähmuster? Damit jede Quilterin das "Nähen auf Papier" risikolos ausprobieren kann, biete ich auf meiner Webseite
Was ist sonst noch auf Deiner Webseite zu finden? Das "Nähen auf Papier" ist meine große Leidenschaft. Und ich möchte es anderen Quilterinnen nahebringen und sie ermutigen, diese tolle Technik zu erlernen. Deswegen biete ich allerhand freie und käufliche Muster an. Jedes Jahr gibt es ein freies Frühlingsrätsel (Mystery) und regelmäßig neue Nähvorlagen. Ein Rundbrief informiert interessierte Leserinnen stets über neue Inhalte. Wenn Du den Rundbrief abonnieren möchtest, schicke mir eine Zu finden sind neben einem Und da mich auch immer die technische Seite des Nähens interessiert, habe ich im Lauf der Zeit einige praktische Dinge entwickelt, die das Nähen auf Papier erleichtern und angenehmer machen. Zu finden Kannst Du ein Beispiel nennen? Grundsätzlich sind für das Nähen auf Papier überhaupt keine speziellen Zutaten erforderlich. Eine Nähmaschine und normales Papier genügen durchaus. Allerdings sind die vorgedruckten Linien und die Position der Stoffe klarer zu erkennen, wenn man mit einem leichten
Was hast Du in nächster Zeit vor? Mir schweben noch einige Natur- und Landschaftsquilts vor, die ich gern in unterschiedlichen Techniken nähen möchte. Ganz sicher werde ich meinem Thema der Papiernäherei noch eine Weile treu bleiben. Um es eines Tages zu einem Abschluß zu bringen, würde ich gern mein komplettes Wissen zum Thema Nähen auf Papier in Buchform fassen. Oder einen Videokurs dazu drehen. So ginge es nicht verloren und jede Quilterin könnte jederzeit darauf zugreifen und erleben, wieviel Spaß es machen kann, auf Papier zu nähen. Es lohnt sich, diese tolle Technik zu erobern!
Danke für die ausführlichen Antworten. Zum Schluss noch eine Frage: Würdest Du Dich als traditionelle oder moderne Quilterin einstufen? Das würde man wohl traditionell mit einer sehr persönlichen Note nennen. Aber diese Unterscheidung ist für mich nicht von praktischer Bedeutung." Interviewpartner:
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© Regina Grewe, Kamen Letzte Änderung: 18.12.2017 |